Charles Baudelaire: Spleen II


Spleen

J'ai plus de souvenirs que si j'avais mille ans.

Un gros meuble à tiroirs encombré de bilans,
De vers, de billets doux, de procès, de romances,
Avec de lourds cheveux roulés dans des quittances,
Cache moins de secrets que mon triste cerveau.
C'est une pyramide, un immense caveau,
Qui contient plus de morts que la fosse commune.
- Je suis un cimetière abhorré de la lune,
Où comme des remords se traînent de longs vers
Qui s'acharnent toujours sur mes morts les plus chers.
Je suis un vieux boudoir plein de roses fanées,
Où gît tout un fouillis de modes surannées,
Où les pastels plaintifs et les pâles Boucher
Seuls, respirent l'odeur d'un flacon débouché.

Rien n'égale en longueur les boiteuses journées,
Quand sous les lourds flocons des neigeuses années
L'ennui, fruit de la morne incuriosité,
Prend les proportions de l'immortalité.
- Désormais tu n'es plus, ô matière vivante!
Qu'un granit entouré d'une vague épouvante,
Assoupi dans le fond d'un Sahara brumeux;
Un vieux sphinx ignoré du monde insoucieux,
Oublié sur la carte, et dont l'humeur farouche
Ne chante qu'aux rayons du soleil qui se couche.

Charles Baudelaire



Trübsinn

Mein Blick zurück fasst Hunderte von Jahren.

Ein dickes Pult mit Dingen, die einst wichtig waren,
Gedichten, Liebeskärtchen, Widrigkeiten,
mit schweren Locken, eingerollt in Quittungsschreiben,
hat nicht so viel Geheimes wie mein trauriger Verstand.
Er ist ein Königsgrab, wie man es selten fand,
in dem mehr Tote sind als auf dem Ruheplatz der Stadt.
- Ich bin ein Grab, vor dem der Mond ein Schaudern hat,
wo sich wie Reue lange Würmer winden,
die allezeit die liebsten meiner Toten finden.
Ich bin ein Boudoir, alt und voller welker Rosen,
in dem sich Hut und Schuh an alten Kleidern stoßen,
wo nur Bouchers und Pastelle in klagendem Ton
die Düfte atmen aus dem lange entkorkten Flakon.

Nichts gleicht an Länge den hinkenden, schneereichen Tagen,
wenn unter Dächern, die schwere Lasten tragen,
die Langeweile, Frucht von trister Teilnahmslosigkeit,
sich aufschwingt zur Unsterblichkeit.
- Von jetzt an bist du, mein menschliches Leben,
nur wie ein Steinblock, von vagem Grauen umgeben
am Boden der Wüste, welche der Nebel befällt,
die alte Sphinx, vergessen von sorgloser Welt,
von der Karte getilgt, und deren scheues Wesen nur singt
in den Strahlen der Sonne, wenn sie abends versinkt.

Charles Baudelaire, Übersetzung Frank Freimuth


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